Am Freitag, 22.06.2018 kam es gegen 20 Uhr in einem Jugendhaus in Ottobrunn zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen zwei dort untergebrachten sog. unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und zwei Betreuerinnen.
Der 20-jähriger Eritreer und sein 17-jähriger äthiopischer Freund hatten gegen das Alkoholverbot des Jugendhauses verstoßen. Darauf angesprochen ging der 20-Jährige die Betreuerinnen körperlich an, indem er sie mit der Faust schlug. Diese erlitten dadurch Kopfverletzungen. Während die Betreuerinnen die Polizei verständigten, flüchteten die beiden Heranwachsenden aus dem Jugendhaus.
Unabhängig von den beschriebenen Geschehnissen in dem Jungendhaus kam es in einem Altenwohnheim in Ottobrunn um etwa die gleiche Zeit zu einem Notarzteinsatz aufgrund einer Erkrankung eines Bewohners des Altenwohnheims.
Die herbeigerufene Notarztbesatzung, bestehend aus einem Rettungssanitäter und einer Notärztin, wollten gerade das Notarzteinsatzfahrzeug der Berufsfeuerwehr München vor dem Altenwohnheim abstellen, als die beiden geflüchteten Heranwachsenden aus dem Jugendhaus an der Örtlichkeit vorbeikamen.
Ohne erkennbaren Anlass, nahm der 20-jährige Eritreer eine mitgeführte volle Whiskyflasche und schleuderte diese aus ca. 1 – 1,5 Meter Entfernung gegen die Scheibe der Beifahrertür des Notarzteinsatzfahrzeugs. Die Flasche durchschlug die Scheibe und traf die Notärztin im Gesicht. Die Ärztin erlitt durch die Flasche schwere Verletzungen, u.a. ein Schädel-Hirn-Trauma, einen Kieferbruch, mehrere ausgeschlagene Zähne und Schnittverletzungen im Gesicht. Sie wurde in ein Münchner Krankenhaus eingeliefert.
Der ebenfalls im Fahrzeug befindliche Rettungssanitäter wurde durch umherfliegende Glassplitter am Auge verletzt.
Beide Heranwachsenden flüchteten nach der Tat, konnten jedoch durch umgehend alarmierte Polizeibeamte schnell im Rahmen der Fahndung noch in Tatortnähe festgenommen werden.
Die beiden leisteten bei ihrer Festnahme Widerstand.
Der 17-jährige Äthiopier wurde nach der polizeilichen Sachbearbeitung entlassen.
Der 20-jährige Haupttäter wurde in die Haftanstalt des Polizeipräsidiums München gebracht. Die Staatsanwaltschaft beantragte am heutigen Tag Haftbefehl, dieser wurde vom zuständigen Haftrichter erlassen.
Feuerwehrchef Wolfgang Schäuble:
Attacke auf Helfer nicht zu entschuldigen
München, 25. Juni 2018
"Die Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr werden immer gerufen, wenn Menschen in Notlagen sind und sich außer Stande sehen, sich selbst zu helfen. Bei solchen Ausnahmesituationen für die Betroffenen kommt es manchmal dazu, dass Emotionen entgleisen und Situationen eskalieren. Unsere Einsatzkräfte haben gelernt, mit solchen Szenarien umzugehen.
Am Freitag in Ottobrunn ereignete sich jedoch ein Vorfall, der mit diesen gewohnten Rahmenbedingungen nichts zu tun hatte. Unsere Einsatzkräfte gerieten in eine Situation, die mit dem eigentlichen Einsatzgeschehen nicht im Zusammenhang stand. Unsere Kollegen traf das Ereignis deshalb aus heiterem Himmel. Sie wurden Opfer willkürlicher Gewalt und dabei schwer verletzt. In dieser Situation sind dann auch wir auf Hilfe anderer angewiesen. Diese Hilfe kommt durch Kollegen, welche selbst in diesen Fällen unter extremer psychischer Belastung stehen, weil sie die eigenen Kollegen versorgen müssen.
Der Vorfall am Freitagabend war ein Ereignis ungeahnter und unvorhersehbarer Gewalt gegen Menschen, deren Aufgabe es ist, Mitmenschen zu helfen.
Als Dienststellenleiter möchte ich daher mit aller Deutlichkeit den Vorfall vom Freitag verurteilen. So etwas kann nicht entschuldigt werden und darf nicht wieder passieren!
Ich persönlich möchte, wie auch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hiermit unserer verletzten Notärztin und unserem Feuerwehrkollegen eine rasche Genesung wünschen und hoffe, dass sie das Erlebte gut verarbeiten.
Alles was uns möglich ist, werden wir dazu beitragen."
Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble