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14.02.2019 04:06

Alsdorf Broicher Siedung Städteregion Aachen

Nordrhein-Westfalen

CBRN Großeinsatz | über 12 Stunden im Einsatz

Am gestrigen Donnerstagmorgen wurde die Feuerwehr Alsdorf um 04:06 Uhr in die Broicher Siedung alarmiert. Am Ende des Tages waren Einheiten aus Alsdorf, Herzogenrath, Würselen und sogar Experten der Feuerwehr Köln aufgrund einer CBRN 3 Lage im Einsatz. Achtung langer Detailbericht!

Beim Eintreffen der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräfte der Feuerwehr Alsdorf, bestätigte sich eine etwas andere Einsatzlage als ursprünglich gemeldet. Die Einheiten wurden bereits von der Hausbesitzerin erwartet und darüber informiert, dass sie durch einen Alarm schlagenden Rauchmelder und einen lauten Knall geweckt wurde.

Die Einsatzkräfte der Alsdorfer Wehr durchsuchten das Gebäude und konnten nach kurzer Zeit einen beißenden Geruch im gesamten Gebäude wahrnehmen. Da der beißende Geruch an der Einsatzstelle von dem üblichen beigemischten Duftstoff des handelsüblichen Hausgasanschlusses abweichte, wurde zunächst einmal großräumig abgesperrt und die Alarmierungsstufe erhöht. Weitere Einsatzkräfte, sowie der Fachberater Chemie der Feuerwehr Alsdorf Jens Groitl und der Fachberater Chemie der Städteregion Aachen Hartmut Prast rückten daraufhin zur Einsatzstelle aus.

Die Bewohnerin des Hauses wurde zwischenzeitlich von dem Rettungsdienst und einem Notarzt untersucht, mit dem Ergebnis, dass Sie zunächst keinerlei Verletzungen erlitten hatte. Sie wurde zur weiteren Betreuung und Beobachtung durch das alarmierte Ordnungsamt und Einheiten der Polizei bei Verwandten für die Dauer des Einsatzes untergebracht.

Das Gebäude wurde daraufhin von den Alsdorfer Einsatzkräften intensiv untersucht. Im Keller des Einfamilienhauses wurden die Einheiten dann fündig. In einem zunächst abgeschlossenen Kellerraum war es zu einer Verpuffung gekommen, die dazu geführt hatte, dass unter anderem ein Fenster geborsten und ein Regal mit Chemikalien auf weitere chemische Stoffe umgestürzt war. Die Behälter mussten bereits einige Jahre dort gestanden haben, da die Etiketten bereits verblasst und teilweise schwer lesbar waren. Die verschieden großen und kleinen Behälter waren zum Teil nur mit Gefahrensymbolen handschriftlich beschriftet, sodass eine schnelle Bestimmung erschwert wurde.

Erneute Untersuchungen mit den vorhandenen Messgeräten ergaben, dass weitere Spezialkräfte und Spezialgerät für die Bergung und Bestimmung aller Chemikalien erforderlich wurde, woraufhin die Alarmierungsstufe um 05:50 Uhr auf CBRN der Stufe 1 erhöht wurde. Diese Abkürzung steht für Schutzmaßnahmen vor chemischen (C), biologischen (B) sowie radiologischen (R) und nuklearen (N ) Gefahren. Weitere einsatztaktische Maßnahmen erforderten um 06:28 Uhr eine erneute Erhöhung auf CBRN 2 und um 06:43 Uhr auf CBRN 3, mit dem Ziel, weitere Experten und Spezialtechnik zur Einsatzstelle anfordern zu können.

Neben dem Kreisbrandmeister Thomas Sprank, rückten auch der Fachberater CBRN, Messzug Nord der Städteregion Aachen, ein Erkunder-Fahrzeug, der Dekon-P und der Gerätewagen Gefahrgut des Katastrophenschutzes zur Einsatzstelle aus. Zusätzlich zu dem leitenden Notarzt und dem Rettungsdienst-Team, wurde der Feuerwehrarzt Urlich Butz und der organisatorische Leiter des Rettungsdienstes Nord (ORGL-NORD) alarmiert.

Aufgrund der unbestimmten Anzahl an unsachgemäß gelagerten Chemikalien und den neusten Messwerten, durfte bis auf Weiteres keine Einheit ohne Chemie-Schutzanzug das Gebäude betreten. Die Einsatzstelle wurde daraufhin unter der Leitung von dem stellv. Wehrleiter der Feuerwehr Alsdorf, Markus Dohms, in insgesamt drei Einsatzabschnitte für eine einsatztaktische Vorgehensweise eingeteilt. Der Einsatzabschnitt 1 umfasste den Bereich rund um das Einfamilienhaus. Der Einsatzabschnitt 2 wurde die Atemschutzgeräte-Bereitstellung errichtet und der Einsatzabschnitt 3 für die Dekontamination der Einsatzkräfte. Angriffstrupps wurden daraufhin unter schwerem Atemschutz und zusätzlichem Chemie-Schutzanzug (CSA) in das Gebäude entsendet, um den betroffenen Kellerraum zu räumen, die chemischen Stoffe zu sichten und diese in Spezialbehältern zu bergen. Im Außenbereich nahmen Einheiten unter Vollschutz die Proben entgegen und sicherten diese in Spezialbehältern des Umweltschutzes. Ein weit
erer Trupp unter Vollschutz wurde für die Dekontamination der Einsatzkräfte des Innenangriffs bereit gestellt.

Überörtliche Hilfeleistung leiste die Feuerwehren aus Herzogenrath und aus Würselen, die unter Anderem den Gerätewagen Atemschutz und den Gerätewagen Umweltschutz der Städteregion Aachen entsendeten, damit die Vielzahl an Atemschutzgeräteträgern mit ausreichendem Equipment versorgt werden konnte. In geregelten Zeitabständen, wurden immer wieder Einheiten unter CSA-Schutz in das Gebäude entsendet, um neue Proben und Messungen zu entnehmen und weitere Gefahrstoffe zu bergen, die im Außenbereich von einem Expertenteam genauestens untersucht wurden.

Bis zum Vormittag konnten über die Hälfte von insgesamt 24 verschiedenen Chemikalien aus dem Kellerraum sichergestellt und bestimmt werden. Für die eindeutige Bestimmung der restlichen Proben, wurde die Alarmierung der Analytischen Task Force, kurz ATF der Feuerwehr Köln angeordnet, die am Nachmittag mit einem mobilen Chemielabor in die Leibnizstraße anrückte. Ein Experten Team in weißen Kitteln und Schutzbrillen untersuchte die Proben und Luftmessungen über 2 Stunden mit Spezialgerät minutiös, sodass letztendlich eine genaue Bestimmung aller 24 Chemikalien möglich wurde.

Nach den neusten Erkenntnissen der Einsatzstelle, entschied der Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes die Bewohnerin des Hauses vorsorglich und zur intensiven Prüfung, nachträglich in ein nahe gelegenes Krankenhaus transportieren zu lassen. Eine Rückkehr in das Haus noch am gleichen Tage war leider nicht möglich. Seitens der Feuerwehr wurde vor einer möglichen Rückkehr, die Grundreinigung durch eine Fachfirma empfohlen.

Das Medieninteresse an dem Einsatzgeschehen war überdurchschnittlich hoch. Über den ganzen Tag hinweg, informierte der Pressesprecher Andreas Wolf stündlich die örtlichen und überörtlichen Medien aus Funk und Fernsehen über neusten Erkenntnisse von der Einsatzstelle, für eine zeitgemäße Streuung der Informationen an die besorgte Bevölkerung, für die zu keiner Zeit des Einsatzes eine Gefährdung bestand, da sich der Gefahrenbereich auf das betroffene Grundstück beschränkte.

Alle Chemikalien wurden am späten Nachmittag restlos aus dem Kellerraum entfernt und in Sonderbehältern einem Spezial-Entsorgungsunternehmen zur fachgerechten Entsorgung übergeben. Nach über 12 Stunden, gegen 16:15 Uhr konnte der Einsatzleiter Markus Dohms das Einsatzende ausrufen.

Danke! An dieser Stelle möchte sich die Feuerwehr Alsdorf nochmals bei allen Einheiten der Feuerwehr und der benachbarten Wehren, des Rettungsdienstes, der Polizei und des Ordnungsamtes und bei den Medien für die tatkräftige und schnelle Unterstützung ganz herzlich bedanken.

Trotz der ungewöhnlichen und äußerst seltenen Einsatzlage in Alsdorf, arbeiteten alle Einheiten Hand in Hand und äußerst routiniert. Ein besonderer Dank gilt auch den Anwohnern, die das Geschehen in der Leibnizstraße genauestens verfolgten und den Einsatzkräften neben Heißgetränken und Decken, auch den Zugang zu einem „stillen Örtchen“ ermöglichten.

Feuerwehr Alsdorf

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