Zu einem technischen Hilfeleistungseinsatz wurde am Freitagmittag, 16.02.24 um 15.22 Uhr zunächst die Tagalarmgruppe der Abteilung Oberderdingen mit den Alarmstichworten „Höhenrettung – Person droht zu fallen (> 23 Meter)“ von der integrierten Leitstelle Karlsruhe zum „Derdinger Horn“ alarmiert. Von dort wurde ein „abgestürzter“ Paragleiter in einem Baum in rund 25 Metern Höhe gemeldet.
Zwei Passanten hatten den Paragleiter schon eine längere Zeit beim Fliegen beobachtet und bemerkt, dass er plötzlich verschwunden war, woraufhin sie sich von zwei Richtungen aus auf die Suche machten. Nachdem si eine Wanderin getroffen hatten, die Hilferufe gehört hatte, konnte sie letztlich die Unglücksstelle mitten im Wald ausfindig machen und die Feuerwehr alarmieren. Vorbildlich stellten sie an der Grillhütte Horn zudem einen Lotsen für die anrückenden Einsatzkräfte ab, damit die Unfallstelle rasch gefunden werden konnten.
Nach dem Eintreffen an der Einsatzstelle im Bereich „Derdinger Wald / Bergwald“ rund 150 Meter weit im Wald vom Weg beim „Eugen-Gültlinger-Aussichtspunkt“ befand sich der Paragleiter im oberen Bereich auf einer etwa 25 – 30 Meter hohen Eiche. Er konnte sich in eine Astgabel setzen und seinen Schirm geistesgegenwärtig abtrennen, um nicht von einer Windböe weggerissen zu werden.
Schon bei der Erkundung konnte Einsatzleiter, Kommandant Thomas Meffle erkennen, dass weitere Kräfte notwendig waren, um die Rettung des Mannes einleiten zu können. So wurde umgehend die gemeinsame Höhenrettungsgruppe der Werkfeuerwehr KIT Campus Nord und der Berufsfeuerwehr Karlsruhe als Spezialkräfte sowie ein Rettungshubschrauber mit Winde über die Leitstelle nachgefordert. Zudem wurden per Abteilungsvollalarm weitere Kräfte der Abteilung Oberderdingen hinzugezogen, da abzusehen war, dass es sich um einen langwierigen und Personal- sowie Materialintensiven Einsatz handelt.
Als Erstmaßnahmen wurde per Megafon Kontakt zum verunfallten Paragleiter aufgenommen. Er konnte mitteilen, dass er allem Anschein nach unverletzt ist und er vermittelte einen ruhigen, besonnenen Eindruck. Parallel dazu wurde am Boden unter dem Baum für den Fall des Absturzes ein Sprungretter in Stellung gebracht. Da abzusehen war, dass sich der Einsatz auch in der Dunkelheit fortsetzen würde, wurde auch schnell damit begonnen, eine Ausleuchtung der Einsatzstelle mit mehreren tragbaren Lichtmasten und Stromaggregaten sowie Fahrzeuglichtmasten aufzubauen. Zudem wurde der Weg zur Unfallstelle im Wald mittels Verkehrsleitkegeln und Warnleuchten kenntlich gemacht.
Die anrückenden, auswärtigen Kräfte der Höhenrettung, Notarzt und Notfallseelsorge wurden im Verlauf beim Feuerwehrhaus Oberderdingen in Empfang genommen und per Lotsenfahrzeug zur Einsatzstelle geleitet. Auch die Besatzung des Rettungshubschraubers wurde vom Landeplatz unweit des Weinplateaus zur Einsatzstelle gebracht.
Nachdem die Spezialkräfte der Höhenrettung vor Ort eingetroffen waren, wurde in Absprache mit Einsatzleiter Thomas Meffle, der zwischenzeitlich auch vom stellvertretenden Kreisbrandmeister Dominik Wolf, von Tobias Erb vom KIT sowie vom stellvertretenden Leiter der Branddirektion Karlsruhe Dirk Bertram unterstützt wurde, das weitere Vorgehen abgestimmt. So wurde eine dreiteilige Schiebeleiter am Baum in Stellung gebracht, um die ersten 12 Höhenmeter schnell überbrücken zu können und mit reichlich Personaleinsatz die umfangreiche Spezialausrüstung in den Wald getragen. Ein Windeneinsatz des Hubschraubers erschien aufgrund der Rotorwinde zunächst als zu gefährlich. Dieser blieb aber weiterhin vor Ort in Bereitschaft.
Da aber auch für die Höhenretter das Vorankommen auf dem Baum schwierig war, wurden von der Berufsfeuerwehr Karlsruhe zwei weitere, speziell ausgebildete Baumkletterer zur Einsatzstelle beordert. Diesen war es mit speziellen Steigeisen bereits nach Einbruch der Dunkelheit schließlich möglich, zum Verunfallten hinauf zu klettern, ihn zu sichern und das Abseilen vorzubereiten bzw. letztlich durchzuführen. Nach rund drei Stunden konnte der Gleitschirmpilot bei zwischenzeitlich eingesetztem, leichtem Regen sicher zu Boden gebracht und dem Notarzt und Rettungsdienstpersonal zur Untersuchung und Erstversorgung zu übergeben. Er wurde für weitere Untersuchungen und zur Überwachung anschließend vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht.
Vorsorglich wurde auch eine Notfallseelsorgerin zur Einsatzstelle angefordert um den Piloten sowie Angehörige zu betreuen. Im Verkauf des Einsatzes wurde von der Einsatzleitung über die Leitstelle auch Kontakt zum Deutschen Wetterdienst aufgenommen und aktuelle Wetterdaten bzw. Prognosen, vor allem in Bezug auf die Windstärke einzuholen. Vom Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe war Pressesprecher Edgar Geißler vor Ort und übernahm die Pressearbeit.
Nach dem Rückbau der Gerätschaften und dem Verlasten der Ausrüstung auf den Fahrzeugen konnten die ersten Kräfte gegen 18.45 Uhr die Einsatzstelle verlassen. Der Gleitschirm verblieb bis auf Weiteres in der Baumkrone, die zuständige Forstverwaltung bzw. der Förster wurde informiert.
Im Einsatz waren 26 Feuerwehrangehörige der Abteilung Oberderdingen mit dem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 20, dem Löschgruppenfahrzeug LF 16/20, dem Einsatzleitwagen ELW 1 und dem Mannschaftstransportwagen MTW, 18 Kräfte der Höhenrettungsgruppe WF KIT und BF Karlsruhe mit drei Gerätewagen GW, einem Rüstwagen RW 2, drei Kommandowagen KdoW und zwei PKW`s, der stellvertretende Kreisbrandmeister mit einem Kommandowagen KdoW sowie der Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbands Landkreis Karlsruhe mit einem Fahrzeug. Von der Notfallseelsorge Karlsruhe war eine Mitarbeiterin mit einem Fahrzeug vor Ort.
Der Rettungsdienst der DRK-Kreisverbände Karlsruhe und Heilbronn war mit einem Notarzt, drei Mitarbeitenden, einem Notarzteinsatzfahrzeug NEF aus Eppingen und einem Rettungswagen RTW von der Wache Oberderdingen vor Ort. Aus Niederstetten war der Bunderwehr-Rettungshubschrauber SAR 63 mit zwei Personen angeflogen und vor Ort in Bereitstellung.
Die Polizei war mit einer Beamtin und einem Beamten sowie einem Streifenwagen vom Revier Bretten im Einsatz. Auch ein Vollzugsbeamter der Ortspolizeibehörde machte sich mit einem Einsatzfahrzeug vor Ort ein Bild vom Geschehen.
Einsatzende war nach den Reinigungs-, Aufräum- und Aufrüstarbeiten sowie der Einsatznachbesprechung gegen 20.30 Uhr.
Herzlichen Dank allen beteiligten Einsatzkräften für die tolle und reibungslose Zusammenarbeit, die zum erfolgreichen Abschluss des Einsatzes führte! Danke auch an unsere „Reservisten“ Hans und Waldemar für die Verpflegung nach dem Einsatz!
Feuerwehr Oberderdingen
Höhenretter der Feuerwehr retteten in einem Wald bei Oberderdingen einen abgestürzten Gleitschirmflieger aus über 30 m Höhe. Der über 70 Jahre alte Sportflieger konnten von den Einsatzkräften unverletzt aus einer Baumkrone in Sicherheit gebracht werden.
Gleitschirmflieger aus dem benachbarten Knittlingen haben auf einer Anhöhe bei Oberderdingen ihren Absprung- und Landplatz. "Ich habe den ganzen Nachmittag dem mir auch persönlich bekannten Gleitschirmflieger beim Fliegen zugesehen", berichtet der Besitzer einer Grillhütte, die sich in unmittelbarer Nähe befindet. "Als wir ihn dann nicht wieder auf der Landefläche gesehen haben, machten wir uns Sorgen und begannen mit der Suche nach ihm", berichtet der besorgte Passant weiter. Gemeinsam mit einem Kollegen aus dem Gleitschirmclub machten sie sich dann auf die Suche in der näheren Umgebung. Bei der Aussichtplattform "Bergwald" trafen sie auf eine Wanderin. Auf die Frage ob sie einen Gleitschirmflieger gesehen hat, berichtet sie von Hilferufen, die sie im Wald gehört hatte.
"Wir haben dann sofort den Notruf abgesetzt und uns im Wald auf die Suche nach dem Vermissten gemacht", berichteten die beiden Helfer weiter. Sie fanden den abgestürzten Gleitschirmflieger, ca. 150 m von der Straße entfernt im Wald auf der Astgabel einer Eiche in ca. 30m Höhe. Dorthin hatte er sich gerettet, nachdem er sich von seinem Gleitschirm getrennt hatte. Die Trennung vom Schirm war wichtig, damit durch den Wind über den Schirm keine Kräfte mehr auf den Piloten wirken können.
Über die Integrierte Leitstelle Karlsruhe wurden die zuständige Feuerwehr Oberderdingen, der Notarzt und der Rettungsdienst sowie die Polizei alarmiert. Die Leitstelle hat aber sofort auch die Höhenretter mit Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr Karlsruhe und der Werkfeuerwehr des KIT auf dem Campus Nord alarmiert. Diese Spezialkräfte sind für Einsätze im Stadt- und Landkreis für Rettungseinsätze aus großen Höhen und Tiefen speziell ausgebildet und ausgerüstet. Diese machten sich mit ihrer Spezialausrüstung und fünf Feuerwehrfahrzeugen auf den Weg nach Oberderdingen.
Die Freiwillige Oberderdingen war mit vier Fahrzeugen und 23 Einsatzkräften zur Unglückstelle geeilt. "Wir haben sofort Kontakt zur Person aufgenommen und als Sicherheit bei einem möglichen Absturz unser Rettungspolster neben dem Baum aufgebaut", berichtet der Oberderdinger Feuerwehrkommandant Thomas Meffle, der den Rettungseinsatz leitete. Der Rettungsdienst war mit dem Notarzt aus Eppingen und dem Rettungswagen aus Oberderdingen mit vier Einsatzkräften vor Ort.
Nach dem Eintreffen der Höhenretter konnte die Person gesichert und nach dem Anbringen einer Seilsicherung auch gefahrlos aus der großen Höhe gerettet werden. "Vor Eintritt in die Berufsfeuerwehr haben unsere Beamtinnen und Beamte alle eine qualifizierte Berufsausbildung abgeschlossen", berichtet Dirk Bertram, Stellvertretender Leiter der Branddirektion Karlsruhe. "So konnten wir nun zwei ausgebildete Forstwirte aus unseren Reihen, mit der Zusatzqualifikation zum Baumklettern, zur Einsatzstelle beordern", berichtet Bertram weiter.
Mithilfe der von der Feuerwehr Oberderdingen aufgestellten Schiebeleiter konnten die ersten 12 m zum Besteigen des Baumes überbrückt werden. Die restliche Strecke bis zum verunfallten Piloten haben zwei Höhenretter mit ihrer Spezialausrüstung kletternd überbrückt. Sie befestigten im Baum über ihm einen Festpunkt mit Umlenkrolle und schützten ihn mit einem Helm. Zwischenzeitlich hatten weitere Einsatzkräfte an zwei benachbarten Bäumen Festpunkte zum Sicherung des Rettungs- und des Sicherungsseiles angebracht. So konnte er sicher und unverletzt zu Boden gebracht werden. "Wir werden den Patienten im Rettungswagen noch durchchecken aber er ist in sehr guter Verfassung", bestätigte die Besatzung des Rettungswagens nach der glücklichen Rettung.
"Wir sind dankbar, dass wir mit der gemeinsamen Höhenrettungsgruppe sehr befähigte Spezialisten zur Bewältigung derart schwieriger Einsatzlagen wie heute hier mitten im Wald von Oberderdingen zur Verfügung haben", stellte Dominik Wolf, stellvertretender Kreisbrandmeister nach Abschluss der Rettungsaktion fest. Auch er war zur Einsatzstelle nach Oberderdingen gekommen.
Zur Betreuung der anwesenden Familienangehörigen des abgestürzten Piloten wurde eine Notfallseelsorgerin hinzugezogen. Durch die Feuerwehr wurden die Angehörigen auch ständig über die verschiedenen Tätigkeiten der Einsatzkräfte im Verlaufe der mehrstündigen Rettungsaktion informiert und somit auch eingebunden. Die Polizei war mit der Besatzung eines Streifenwagens vor Ort. Neben der Feuerwehr Oberderdingen waren insgesamt 18 Angehörigen der Höhenrettungsgruppe im Einsatz.
Der Rettungshubschrauber SAR 63 hat die Einsatzstelle ebenfalls angeflogen. Dieser Hubschrauber ist mit einer Winde ausgestattet und kann damit auch Rettungseinsätze aus dem Hubschrauber übernehmen. Über den Baumwipfeln konnte er zur Rettung des verunglückten Piloten allerdings nicht eingesetzt werden. Über die Gründe des Absturzes und die Schadenshöhe können keine Angaben gemacht werden.
Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe