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28.02.2024 01:41

Gevelsberg Ennepe-Ruhr-Kreis

Nordrhein-Westfalen

Kellerbrand in Innenstadt - 59 Menschen und mehrere Tiere aus Wohnkomplex gerettet

Am Mittwoch, 28.02.24 wurde die Feuerwehr Gevelsberg um 1:41 Uhr zu einem Kellerbrand in der Mittelstraße alarmiert. Schon in den ersten Notrufen wurde von einer Rauchausbreitung auf Treppenraum und Flure des gesamten Wohn- und Geschäftsgebäudes berichtet, so dass durch die Leitstelle alle Löschzüge der Feuerwehr Gevelsberg sowie eine weitere Drehleiter aus Ennepetal alarmiert wurden.

Beim Eintreffen der hauptamtlichen Wachabteilung der Feuerwehr Gevelsberg bestätigte sich die Lage: Aus dem Keller drang dichter Rauch in den Treppenraum und versperrte die Fluchtmöglichkeit der Bewohner, zahlreiche von ihnen befanden sich auf den Balkonen oder an den Fenstern. Da der Rauch auch teilweise in die Wohnungen drang, wurde umgehend die Evakuierung sämtlicher Bewohner über die beiden Drehleitern in die Wege geleitet. Neben der Brandbekämpfung im Keller wurden durch die Einsatzleitung der Feuerwehr zusätzlich mehrere Trupps zur Menschenrettung im Treppenraum eingesetzt, da viele Bewohner trotz der erheblichen Verrauchung die Flucht durch den Treppenraum antraten.

Schon in der Frühphase des Einsatzes wurden weitere Löschzüge aus den umliegenden Städten angefordert, da schon zu diesem Zeitpunkt mit einem erheblichen Kräfte- und Materialaufwand gerechnet werden musste. Im weiteren Verlauf wurde in zwei Einsatzabschnitten die Brandbekämpfung vorgetragen und in einem dritten Abschnitt vom Großen Markt 1 aus weitere Sicherungs- und Entlüftungsmaßnahmen vorgenommen. Zur Sicherheit der eigenen, vorgehenden Kräfte wurde zu jeder Zeit an jedem Zugang ein Sicherheitstrupp eingesetzt.

Alle Bewohner konnten entweder durch die Drehleitern oder die eingesetzten Trupps, nach Möglichkeit mit Brandfluchthauben, aus dem Gebäude gerettet werden. Ebenfalls wurden mehrere Haustiere in Sicherheit gebracht.

Alle geretteten Bewohner des gesamten Gebäudekomplexes wurden durch den Rettungsdienst gesichtet, erstversorgt und bei Bedarf einem Krankenhaus zugeführt. Insgesamt wurden 11 der 58 Bewohner zur weiteren Abklärung in Krankenhäuser transportiert, alle weiteren Bewohner wurden im Rathaus betreut. Für den Abschnitt Rettungsdient wurde ein sogenannter "Massenanfall von Verletzten" bei der Leitstelle ausgelöst. In dessen Folge werden etliche Rettungsmittel sowie Schnelleinsatzgruppen der Hilfsorganisationen alarmiert, welche sich umgehend in Bewegung zur Einsatzstelle setzen. Auch eine Betreuungseinheit des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist im Einsatz gewesen und hat die Versorgung mit Medikamenten, Hilfsmitteln und Kleidung für die Bewohner sichergestellt.

Die eingesetzten Trupps im Keller mussten sich unter Nullsicht und bei Temperaturen jenseits der 700°C circa 30 Meter im verwinkelten Kellerbereich zum Brandherd vorarbeiten, um diesen mit mehreren C-Rohren bekämpfen zu können. Hier brannte es auf ca. 200 Quadratmetern in voller Ausdehnung. Durch einen Seiteneingang des Kellerbereiches konnte eine Möglichkeit zur Rauchableitung geschaffen werden, um hierdurch sowohl die Temperaturen zu senken, als auch die Sichtverhältnisse im Keller zu verbessern.

Aufgrund der massiven Verrauchung des Gebäudekomplexes wurden alle Wohnungen und Räumlichkeiten durch Atemschutztrupps mehrfach auf Rauch- und Schadstoffkontamination hin kontrolliert und quergelüftet. Unterstützt wurden die Einsatzkräfte durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung Gevelsberg, welche ebenfalls schon in der Nacht an die Einsatzstelle gerufen wurden. So wurde die Betreuung und Unterbringung der Bewohner sowie die Sicherung des Gebäudes organisiert oder detaillierte Gebäudepläne zur Verfügung gestellt.

Auch Bürgermeister Claus Jacobi sowie Fachbereichsleiter und Kämmerer Andreas Saßenscheidt befanden sich seit den frühen Morgenstunden an der Einsatzstelle.

Keiner der 59 Bewohner wurde schwerverletzt oder gar schwerstverletzt. Alle transportierten Verletzten mussten jedoch wegen des Verdachts einer Rauchgasintoxikation dem Krankenhaus zugeführt werden.

Nachdem der Kellerbrand nach mehreren Stunden abschließend als gelöscht bewertet werden konnte, erfolgte durch einen Baufachberater des Technischen Hilfswerkes (THW) sowie einem Baustatiker im Vier-Augen-Prinzip eine umfassende Bewertung der Statik des Gebäudes. Durch die enorme Brandeinwirkung am Brandherd kam es teils zu erheblichen Schäden der umliegenden Stahlbetonteile. Der Zustand der um den Brandherd liegenden Bauteile wurde umfänglich im vorgenannten Vier-Augen-Prinzip begutachtet und bewertet. Aufgrund dessen wurde festgestellt, dass die Erdgeschossdecke im Bereich der Brandeinwirkung akut einsturzgefährdet ist.

Aufgrund dieser Bewertung wurden noch im Verlauf des Mittwochvor- und nachmittags durch 18 Feuerwehrtrupps gemeinsam mit den Fachkräften des THW zunächst 72 Baustützen zur ersten, provisorischen Absicherung im betroffenen Kellerraum eingezogen. Durch die erhebliche Schadstoffkonzentration der Umgebungsluft im Keller konnten diese Arbeiten nur unter schwerem Atemschutz erfolgen. Bis Donnerstagnachmittag wurde eine zusätzliche Stützkonstruktion an die neuralgischen Punkte durch das THW eingebaut.

Am Donnerstag, 29.02. konnte die Einsatzstelle um circa 17:00 Uhr, nach über 39 Stunden Einsatzzeit, durch den Einsatzleiter der Feuerwehr an die Bauordnungsbehörde der Stadt Gevelsberg übergeben werden. Die Bewohner konnten entweder bei Angehörigen unterkommen oder wurden durch die Stadt Gevelsberg anderweitig untergebracht. Der Gebäudekomplex ist zurzeit nicht bewohnbar.

Insgesamt waren neben der Feuerwehr Gevelsberg die Feuerwehren aus Ennepetal, Schwelm, Herdecke, Wetter an der Ruhr, Sprockhövel und Witten im Einsatz. Durch die Kreisfeuerwehrzentrale des Ennepe-Ruhr-Kreises und die Feuerwehr Witten wurden zahlreiche Atemschutzgeräte zur Verfügung gestellt bzw. noch im laufenden Einsatz geprüft und neu befüllt. Der Rettungsdienst des Ennepe-Ruhr-Kreises war mit zahlreichen Rettungswagen und Notärzten, dem Leitenden Notarzt sowie dem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst vor Ort. Die Einsatzeinheiten des DRK unterstützten sowohl bei der medizinischen Versorgung als auch der umfassenden Betreuung der Bewohner.

Insgesamt waren 150 Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste sowie 50 Kräfte des THW an der Einsatzstelle tätig. Insgesamt wurden über 120 Atemschutzgeräte im kompletten Einsatz verbraucht.

Abschließend - sagt die Feuerwehr Gevelsberg einfach nur Danke!

Nur durch die uneingeschränkte und umfassende Unterstützung sowie der hochprofessionellen und ruhigen Zusammenarbeit aller beteiligten Feuerwehren und der Einsatzkräfte aller Organisationen sowie der Stadtverwaltung Gevelsberg konnte dieser sehr dramatische und kräftezehrende Einsatz erfolgreich abgearbeitet und zu einem guten Ende geführt werden.

Der große Dank für die beeindruckende Unterstützung gilt hier allen Beteiligten aus sämtlichen Bereichen!

Feuerwehr Gevelsberg


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