Feuer mit fünf Löschzügen und einem Großeinsatz Rettungsdienst
Am Montagnachmittag wurde der Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg ein brennendes Fahrzeug in einer Lagerhalle in der Müggenburger Straße in Hamburg-Veddel gemeldet. Als die ersten Einsatzkräfte an der Einsatzstelle eintrafen, explodierten bereits mehrere Druckgasbehälter in der Lagerhalle. Die Explosionen sowie die Brandintensität waren so stark, dass der Einsatzleiter sich nach einer ersten Evakuierung und der Rettung von Menschen für einen sofortigen Rückzug entschied. Zu diesem Zeitpunkt war bereits auf Grund zu hoher Gefährdung der Feuerwehrleute keine direkte Brandbekämpfung mehr möglich.
Durch die Explosionen der Druckgasflaschen wurden brennende Teile teilweise mehrere hundert Meter durch die Luft geschleudert und verursachten eine Vielzahl von weiteren Bränden. Nahegelegene Industrieflächen sowie angrenzende Nachbargebäude und Freiflächen wurden dadurch in Brand gesetzt. Auch die nahegelegene Bundesautobahn 1 musste auf Grund herabfallender Trümmerteile mehrere Stunden voll gesperrt werden. Die Teile trafen dort vorbeifahrende Fahrzeuge, wobei eine Person verletzt wurde. Die Feuerwehr richtete einen Sperrbereich von 400 Meter ein und schickte mehrere Rettungsdiensteinheiten zur Versorgung Verletzter auf die BAB1.
Erste Erkundungsergebnisse ergaben, dass es sich bei den Druckgasbehältern um Lachgasflaschen handelte. Weitere unbekannte Gase konnten jedoch nicht ausgeschlossen werden. Um die Sicherheit der umliegenden Bevölkerung zu gewährleisten, schickte die Feuerwehr mehrere Messfahrzeuge zur Erkundung der Umgebung rund um die Einsatzstelle. Diese lieferten laufend Messwerte an die Einsatzleitung vor Ort. Auf Grund der starken Rauchausbreitung Richtung Süd-Osten der Stadt wurde zusätzlich eine Bevölkerungswarnung über Warnapps und die Sozialen Medien herausgegeben. Personen in diesem Bereich wurden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie Klima- und Lüftungsanlagen abzuschalten.
Da sich die Einsatzkräfte der Brandstelle nicht nähern konnten, wurde eine Erkundung durch Drohnen und den Polizeihubschrauber Libelle aus der Luft durchgeführt. Dadurch konnte sich die Einsatzleitung ein Gesamtbild der Lage machen und weitere Maßnahmen zur Schadensbekämpfung veranlassen.
Durch umfangreiche Evakuierungsmaßnahmen im Gefahrenbereich konnten 25 Personen in Sicherheit gebracht werden. Acht von ihnen waren auf einem Parkplatzgelände eigeschlossen und konnten nur durch ein Boot über das Wasser in Sicherheit gebracht werden. Alle Personen wurden anschließend durch den Rettungsdienst Hamburg gesichtet und als unverletzt eingestuft. Insgesamt wurden drei Personen verletzt, eine davon lebensbedrohlich und eine schwer. Sie wurden durch den Rettungsdienst in umliegende Kliniken gebracht. Die betroffenen und unverletzten Personen wurden durch das Kriseninterventionsteam (KIT) des Deutschen Roten Kreuzes betreut.
Die Feuerwehr bekämpfte zunächst die Feuer im Umfeld des Großbrandes. Die direkte Brandbekämpfung im Zentrum war weiterhin durch die gut zweieinhalb Stunden andauernden Explosionen weiterhin nicht möglich. Mit Flugfeldlöschfahrzeugen der Flughafenfeuerwehr Hamburg, mobilen Wasserwerfern der nahegelegenen Werkfeuerwehr Aurubis und durch Wasserwerfer der Polizei Hamburg konnte Schritt für Schritt trotz weiterhin andauernder Explosionsgefahr die Brandbekämpfung ausgeweitet werden und Brandherde im Inneren bekämpft werden. Der damit verbundene große Bedarf an Löschwasser stellte die Einsatzkräfte vor eine weitere Herausforderung. Über lange Schlauchleitungen und über das Löschboot Prag wurden große Wassermengen an die Einsatzstelle gepumpt.
Zur übergeordneten Koordinierung der Einsatzkräfte wurde zwischenzeitlich bei der Polizei und der Feuerwehr ein Führungsstab einberufen. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützte zusätzlich mit einem Virtual Operations Support Team (VOST) das Monitoring der Sozialen Medien.
Das Technische Hilfswerk stellte zudem mit mehreren Einsatzkräften die Lichtversorgung an der Einsatzstelle sicher. In den frühen Morgenstunden ist zudem ein Teilabriss des betroffenen Gebäudes durch THW-Radlader und -Bagger geplant, um gezielt Löschmaßnahmen durchführen zu können.
Das Dach der Lagerhalle war bereits vor Mitternacht durch den Vollbrand des Gebäudes eingestürzt. Im angrenzend Containerlager explodierten immer wieder vereinzelt Druckgasbehälter.
Durch die Explosionen weggeschleuderte Trümmer beschädigten mehrere Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. Bei einer Drehleiter durchschlugen Teile das Dach des Fahrzeugs. Einsatzkräfte wurden nicht verletzt.
Die Löscharbeiten waren bei der Veröffentlichung der Pressemitteilung weiterhin im Gange und werden bis in den nächsten Tag andauern.
Die Feuerwehr und der Rettungsdienst Hamburg waren zu diesem Zeitpunkt mit über 320 Einsatzkräften im Einsatz für Hamburg.
Update Abschlussmeldung:
Am Montagnachmittag wurde der Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg ein brennendes Fahrzeug in einer Lagerhalle in der Müggenburger Straße in Hamburg-Veddel gemeldet. Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, waren die Brandintensität und die zahlreichen Explosionen bereits so stark, dass sich die Einsatzkräfte nach einer ersten Evakuierung und Rettung von Menschen vorläufig zurückziehen mussten.
Noch in der Nacht zu Dienstag gab es zahlreiche weitere Explosionen. Die Einsatzkräfte, welche bereits mit der Brandbekämpfung im Gefahrenbereich begonnen hatten, mussten sich erneut in sichere Bereiche zurückziehen und konnten die Löscharbeiten nur mit großem Abstand und durch den Einsatz von Wasserwerfern durchführen. Auch das Teleskopmastfahrzeug (TMF70) der Feuerwehr Hamburg wurde hier für die Brandbekämpfung in Stellung gebracht um große Wassermengen über weite Distanzen abzugeben.
Am Dienstagmorgen kam es gegen 3:15 Uhr zu einer erneuten Explosion eines Druckgasbehälters, wodurch drei Einsatzkräfte der Feuerwehr leicht verletzt wurden. Zwei Feuerwehrangehörige wurden mit einem Rettungswagen in eine Hamburger Klinik gebracht, welche sie jedoch noch am selben Morgen wieder verlassen konnten.
Die direkte Brandbekämpfung wurde schließlich erneut mit Unterstützung der Radlader und Bagger des Technischen Hilfswerks aufgenommen. Vorbereitend dazu mussten mehrere Containerbrücken und Sattelauflieger in andere Bereiche verbracht werden um anschließend Teile der gelöschten Lagerhalle für Nachlöscharbeiten abzutragen. Die Brandbekämpfung im Containerlager gestaltete sich weiterhin schwierig. Mit einem Schneidlöschsystem der Feuerwehr Hamburg wurden die erreichbaren Container angestochen und der Inhalt über den Wasserstrahl der Lanze gekühlt und abgelöscht. Zusätzlich wurde ein spezielles Containerlöschsystem einer Hamburger Fachfirma an die Einsatzstelle gebracht und bei den Löscharbeiten eingesetzt. Erst danach konnten einige der Container geöffnet, entleert und endgültig abgelöscht werden. Die Flughafenfeuerwehr unterstützte weiterhin mit zwei Flugfeldlöschfahrzeugen die Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr bei der Brandbekämpfung und der Kühlung der Container.
Spür- und Messfahrzeugen der Feuerwehr wurden laufend zur Kontrolle der Umgebungsluft auf Schadstoffe eingesetzt. Dadurch konnte eine kontinuierliche Überwachung sichergestellt werden und die Ausbreitung von Rauchgasen beurteilt werden. Trotz der Geruchsbelästigung in einigen Teilen der Stadt wurden keine Grenzwerte bei den Messungen überschritten. Ein spezielles Messgerät der Technik- und Umweltschutzwache der Feuerwehr wurde zur Überwachung der Rauchausbreitung auf dem nahegelegenen Energieberg in Hamburg-Georgswerder positioniert.
Während der Löscharbeiten konnte die Einsatzleitung auf eine Echtzeitübertragung von Drohnenbildern der Feuerwehr und der Polizei zurückgreifen. Dadurch konnte die Brandbekämpfung gezielt gesteuert und mögliche Gefahren frühzeitig erkannt werden. Diverse Container mussten durch Containerstapler versetzt und anschließend mit schwerem Gerät geöffnet werden. Einige Container wurden nach der Öffnung mit Trennschleifern mit Löschschaum geflutet. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde zudem ein Amtshilfeersuchen an den Landkreis Vechta in Niedersachsen gestellt. Der dort stationierte "Einsatzzug spezielle Fähigkeiten ferngesteuerte Systeme und Robotik" unterstützte die Einsatzkräfte noch in der Nacht mit ferngesteuerten Kettenfahrzeugen bei Lösch- und Bergungsarbeiten. So konnten beispielsweise Wasser auf die Brandstelle abgegeben und Container versetzt werden, ohne die Einsatzkräfte zur gefährden. Während der Arbeiten der Roboter wurde nach einer Beurteilung durch den Kampfmittelräumdienst der Feuerwehr Hamburg erneut ein Sperrradius von 100 Meter eingerichtet, da durch die Bewegung der Container weitere Explosionen nicht ausgeschlossen werden konnten.
Bei den Arbeiten an der Einsatzstelle wurden insgesamt acht Feuerwehrleute leicht verletzt. Drei von ihnen wurden kurzzeitig in Krankenhäusern behandelt.
Am Donnerstagnachmittag gegen 16 Uhr konnten die Einsatzkräfte die letzten Arbeiten an der Einsatzstelle beenden und der Einsatzleiter "Feuer aus" melden. Im Nachgang wurden laufend Brandstellenkontrollen zur frühzeitigen Erkennung von möglichen Glutnestern durchgeführt.
Die Feuerwehr und der Rettungsdienst Hamburg waren zusammen mit dem Technischen Hilfswerk, der Werkfeuerwehr Aurubis, der Flughafenfeuerwehr des Flughafens Hamburg, dem Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes und der Polizei Hamburg mehr als 72 Stunden im Einsatz für Hamburg.
Feuerwehr Hamburg